Organismendemokratie

Wo:

Freiburg / Stühlinger K.

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  • Was heisst hier Öffentlicher Raum, Du invasive, gebietsfremde Art?

    Kollektive Stadtentwicklung von „ganz unten“ am Beispiel des Stühlinger Kirchplatzes in Freiburg. Club Real im Rahmen des Freiburg Festivals 2020 „Performing Democracy“.

    PDF Plan mit Spezies und parlamentarischen Gruppen

    Projektbotschafterin Jenny die Blattlaus, Skulptur: Quirin Bäumler, Foto: Club Real

    Geben Sie der Demokratie eine Stimme!

    28. März 15:00, Stühlinger Kirchplatz_Freiburg_TAGUNG DES PARLAMENTS DER ORGANISMEN ——–entfällt wegen corona——-

    Das Parlament der Lebewesen steht für den Beginn eines Umbruchs, der ein demokratisches Zusammenleben von menschlichen und nichtmenschlichen Kollektiven zum Ziel hat.
    Wir laden Sie ein, als Repräsentant*in einer Organismengruppe die Interessen der Waldrebe, des Wiesenstorchschnalbel, des Turmfalken oder einer anderen Spezies zu vertreten und sich in die Auseinandersetzung einzubringen. Die Ergebnisse werden im Rahmen des Freiburg Festivals 2020 „performing democracy“ umgesetzt und präsentiert.

    MELDEN SIE SICH BEI UNS WENN SIE IM PARLAMENT DER LEBEWESEN MITMACHEN WOLLEN:

    info@clubreal.de oder 0179 52 55 802

    I. Idee

    Stadtentwicklung wird zunehmend von Bürger*innenbeteiligungs-verfahren begleitet. Wer sind die Bürger*innen und Nutzer*innen, die zur Gestaltung von Räumen der Öffentlichkeit befragt werden? Was können sie im Rahmen der Vorgaben und Entwürfe von Expert*innen, Ämtern, Politiker*innen und Planungsbüros überhaupt entscheiden?

    Die „Organismendemokratie Stühlinger Kirchplatz“ gibt darauf neue und radikale Antworten:

    1. Beteiligungsberechtigte
    Bürger*innen bzw. Nutzer*innen eines öffentlichen Ortes sind alle dort und im Umkreis lebenden oder den Ort regelmäßig besuchenden Organismen. Unabhängig von Beurteilungskriterien wie Spezies, Alter, Herkunft, Nationalität, Aufenthaltsstatus, Einkommensverhältnisse oder Gesundheits-zustand zählt allein der Status „Lebewesen, das den Ort nutzt“.

    2. Entscheidungsgewalt
    Die Frage, was ein öffentlicher Platz braucht, um speziesübergreifend inklusiv allen Organismen ein gutes Zusammenleben zu ermöglichen, wird für die Vorschläge aller Nutzer*innen aufgemacht. Die zahlreichen nichtmenschlichen Lebewesen werden dabei durch menschliche Repräsentant*innen vertreten. Im Rahmen einer Generalversammlung wird durch Mehrheitsbeschluss aller Organismen- und Gruppenvertreter*innen darüber eine Entscheidung getroffen, die in der Folge mit dem dafür zur Verfügung stehenden Budget, umgesetzt wird.

    II. Prozess

    Club Real hat in den beiden letzten Jahren in zwei Modellprojekten in Wien und Berlin Erfahrungen mit Organismendemokratien gesammelt. Im Rahmen von „Jenseits der Natur_Volksherrschaft im Garten“ wurden an zwei Orten und in drei Regierungsperioden über zweihundert Spezies aus 7 Organismengruppen von einem Parlament mit 15 menschlichen Repräsentant*innen vertreten. Die demokratischen Entscheidungen des Parlaments wurden von einer gewählten Regierung umgesetzt und einem Verfassungsgericht kontrolliert. Sie haben auf den Modellflächen zu einer anderen Wahrnehmung und Wertschätzung der Lebensgemeinschaften und einer neuen Gestaltungslegitimität und -praxis geführt. (siehe dazu http://www.clubreal.de/politiknatur/jdn/)

    Das Modell des Organismenparlaments wird für den Stühlinger Kirchplatz in Freiburg, der in den letzten Jahren als urbane Konfliktzone häufig in den Medien war, übernommen und weiterentwickelt. 23 Parlamentsmitglieder – jeweils zwei aus den sieben Organismengruppen Gehölze/Kletterpflanzen, Kräuter/Gräser/Stauden, Gliederfüßer, Würmer/Weichtiere, Pilze/Moose/Flechten, Bakterien/Einzeller und Wirbeltiere (außer Menschen) und weitere 9, die menschliche Interessens- und Nutzer*innengruppen des Stühlinger Kirchplatzes (Kirchgemeinden, Community mit hauptsächlichen ghanaesischem Hintergrund, Sozialarbeiter*innen, Grünflächenamt, Polizei, Bürger*innenverein mit hauptsächlich deutschem Hintergrund, die Festivalleitung von „Performing Democracy“, Passant*innen) vertreten.

    In diesem „Stadtparlament der Lebewesen“ am 28. März um 15:00 werden alle Positionen zu den gegenwärtigen und zukünftig erwünschten Lebensverhältnissen am Stühlinger Kirchplatz hörbar gemacht und Vorschläge für Änderungen der Gestaltung diskutiert und abgestimmt. Als erstes Budget für dieses Gremium und seine Beschlüsse steht ein Budget von 7000 Euro des Festivals „Performing Democracy“ zur Verfügung. Damit wird ein Festivalzentrum konzipiert und gebaut, dass die Interessen und Bedürfnisse aller Lebewesen, die am Stühlinger Kirchplatz leben berücksichtigt.
    Die Verwirklichung des Festivalzentrums soll gleichzeitig Möglichkeiten und Potentiale einer Entwicklung des Zusammenlebens aller Lebewesen auf dem Platz ausloten und Vorschläge machen um dieses auch über den Festivalzeitraum hinaus zu verbessern. Auf diese Weise startet das Parlament einen Prozess der eine Stadt der Lebewesen als demokratisches Zusammenleben von menschlichen und nichtmenschlichen Kollektiven, die ihre Zivilisationen nicht gegeneinander, sondern miteinander entwickeln, zum Ziel hat.

    Die Präsentation der vom Stadtparlament der Lebewesen beschlossenen und in der Folge umgesetzten Maßnahmen erfolgt im Rahmen des Freiburg Festivals 2020 „Performing Democracy“ ab dem 20. Mai 2020 am Stühlinger Kirchplatz. ———entfällt für 2020 wegen corona——–