Organismendemokratie

Ostsee Gespräche

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  • Zur Vorbereitung des Vorhabens „Organismendemokratie Ostsee“, finden im Frühjahr 2021 von der Künstlerinnengruppe Club Real organisierte Online Gespräche über die Ostsee und ihre menschlichen wie auch nicht menschlichen Wasser- und Küstenbewohnerinnen statt. Menschen aus unterschiedlichen baltischen Anrainerstaaten, die am Meer leben und arbeiten und Vertreterinnen von nicht-menschlichen Meereslebewesen sollen miteinander in einen Dialog kommen.


    Clupe harengus Hering, Bild: wikimedia commons, Robbie N. Cada

    Trotz jahrzehntelanger internationaler Bemühungen aller Anrainerstaaten der Ostsee und der Europäischen Union, der Proklamation der Helsinki Convention und der Gründung der Baltic Marine Environment Protection Commission (Helsinki Commission, HELCOM) und zahlreichen weiteren rechtlichen und politischen Initiativen befinden sich  ein Großteil der Ökosysteme der Ostsee in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand (HELCOM BERICHT Ecosystem Health (S15f)).  Die Ostsee dient weiterhin als Abfalldeponie für die industrielle Landwirtschaft und andere Industriezweige, leidet unter dem starken Schiffsverkehr, wird untertunnelt und überfischt und bekommt zusätzlich dazu nun auch noch die Klimakrise ab. 

    Während in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert weltweit über 100 Bevölkerungen die Unabhängigkeit von Kolonialstaaten erlangte wurde parallel von vielen Staaten eine Ausweitung ihrer Territorien auf die Weltmeere verfolgt. Die Proklamation der Freiheit des Meeres von Hugo Grotius 1609 stand schon bald eine Doktrin des dauerhaften Besitzes auf Meeresgebiet gegenüber, die aus pragmatischen Gründen (die Geschütze konnten nicht weiter als 3 Meilen schießen) vorerst auf eine drei Meilen Zone rund um das Festland beschränkt blieb. Aktuell hat sich der nationale Machtbereich auf den Meeren auf 200 Seemeilen (Küstenmeer plus sogenannte „Ausschließliche Wirtschaftszone“, englisch EEZ) erweitert, womit die Ostsee, die nirgends breiter als 400 km ist vollständig in den Bereich staatlicher nationaler Gewalt ihrer Anrainerstaaten geriet. Die Freiheit der Hochsee bedeutete allerdings ohnehin nie und nirgends eine Freiheit der See an sich, sondern eine Freiheit für Menschen der Nationen die technisch dazu in der Lage waren und sind Nationen die Hochsee nach Ihren Vorstellungen  zu befahren und zu nutzen.

    Organisms Democracy Baltic Sea verfolgt einen neuen Ansatz von „Mare liberum“: Das Meer als Lebensraum mit einer Bevölkerung von Meereslebewesen in ihrem Territorrium soll sich selbst zurückgegeben werden und gleichzeitig mit einer repräsentativen Demokratie von menschlichen Meeresanwohnerinnen und Nutzerinnen verbunden werden. Die Organismendemokratie ist dabei kein Naturschutzansatz, sondern ein Plan für einen radikalen Politik- und Kulturwandel, eine grundlegende neue Alltags-Praxis im Umgang mit dem Meer und allen seinen Lebewesen.

    „Because of its significant levels of pollution, the Baltic is commonly perceived to be “dead”: surely it is almost impossible for any life to exist in such a “dirty” water body, in which the salinity is low and the environment hostile? But in fact, the very reverse is the case: the Baltic is inhabited by several hundred species of crustaceans, a very important taxonomic group in the functioning of the natural environment, and many of them lead a very intense life in the sea´s coastal waters.”

    Anna Szaniawska (Baltic Crustaceans, page 1)

    “…as the world continues to change, so should the law of the sea……“ „Can multi-level governance respond to the challenges in the Baltic Sea? Do existing legislative bodies and institutions offer the necessary means for governing the Baltic Sea?”

    T.Koivovura et al (The Baltic  Sea  and the  Law of the Sea- Finnish Perspectives, page 112, 113)

    Im Rahmen des Recherchevorhabens Organismendemokratie Ostsee entstand ein Hörspieltrailer von David Lindemann mit Tuire Tuomisto und Sandra Klöss:

    >>>> Hörspieltrailer BRACKWASSER